10. Februar 2022 Thema: Demokratie und Engagement, Mein Blog Von Eric Eigendorf
Es ist ein wichtiges Zeichen zur richtigen Zeit – Wie die MZ berichtet, sollen Halles Muslime ein neues Zentrum erhalten. Nach den Schüssen auf das Islamische Kulturcenter (IKC) am 23. Januar 2022 ist dieser Vorschlag ein wichtiges Zeichen dafür, dass die Solidaritätsbekundungen auch mit Leben gefüllt werden. Bürgermeister Geier setzt damit das richtige Signal in einer Zeit, in der die Gemeinde verständlicherweise verunsichert ist.
Bereits seit 1993 nutzt der Verein das ehemalige Post-Gebäude am Meeresbrunnen in Halle-Neustadt als Standort. Das IKC ist dabei mehr als nur ein Gebetsort. Es ist darüber hinaus auch Anlaufstelle für viele Muslime in der ganzen Region, da es Deutschkurse, Sozialarbeit und viele andere Möglichkeiten der Begegnung bietet. Nachdem der Raum für den Verein über viele Jahre ausreichend war, hat sich dies spätestens ab 2015 geändert. Zuweilen besuchen derzeit bis zu dreihundert Menschen das IKC. Gerade beim wöchentlichen Freitagsgebet sind die Räumlichkeiten derart überlastet, dass viele Gläubige auf der Wiese vor dem IKC beten müssen – auch im Winter und bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt.
Gerade diese Platzprobleme führen dazu, dass sich die Sicherheitslage rund um das IKC verschlechtert hat. Bereits mehrfach wurde das Gebäude angegriffen, während Besucherinnen und Besucher auf der Wiese und der Freifläche rund um das Gebäude beteten. Auch die durchgängige Polizeipräsenz seit dem Anschlag auf die hallesche Synagoge vom 09. Oktober 2019 scheint dabei für die Täter keine ausreichende Abschreckung gewesen zu sein. Bisher wurden Besucherinnen und Besucher des IKC mehrmals getroffen und verletzt. Zuletzt schoss ein inzwischen Festgenommener am 23. Januar 2022 während des Mittagsgebetes mit einem Luftgewehr auf die Betenden. Auch der letzte Vorfall löste wieder eine breite Welle der Solidarität aus. Politikerinnen und Politiker unterschiedlicher Parteien kamen aus Berlin und Magdeburg nach Halle und zeigten sich solidarisch.
Nun kommt es darauf an, die Solidarität auch mit Leben zu füllen. Bereits seit Jahren möchte das IKC neue Räumlichkeiten errichten. Es geht dabei gerade – anders als manchmal behauptet – nicht um die Errichtung einer Moschee mit Kuppel und Minaretten. Vielmehr möchte der Verein auf der Wiese neben dem jetzigen Standort ein zweigeschossiges Gebäude mit Flachdach errichten, dass künftig während der Gebete und Veranstaltungen nicht mehr aus allen Nähten platzt. Die neue Heimat des IKC soll dabei nicht nur einen Gebetsraum, sondern auch ein Café, eine Bibliothek und eine Sporthalle beheimaten.
Die Verwaltung, allen voran Bürgermeister Geier, gehen nun voran und wollen eine baldige Lösung der seit Jahren bestehenden Problematik herbeiführen. Der Ball liegt nun zuerst im Feld des Stadtrates. Er muss, wie die MZ berichtet, über den Verkauf des Grundstücks entscheiden, auf dem das neue IKC entstehen soll. Wir haben die Chance, nicht nur einen Missstand zu beseitigen, sondern auch warme Worte mit Leben zu füllen und zu zeigen, dass wir gerade in der Situation von Angriffen auf unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger erst recht zusammenstehen. Diese Chance müssen wir nutzen. Sonst sind alle Solidaritätsbekundungen am Ende wertlos.
Gemeinsam mit dem FDP-Landtagsabgeordneten Konstantin Pott mache ich seit Februar 2022 den Podcast
„Perspektive: Politik“. Die aktuelle sowie die bisherigen Folgen gibt es hier:
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