16. April 2022 Thema: Arbeit und Wirtschaft, Mein Blog Von Eric Eigendorf
Die Entscheidung kam nicht überraschend, sie trifft die hallesche Innenstadt trotzdem ins Mark – zum 31. Januar 2023 wird Galeria Kaufhof seine Filiale in Halle schließen. Im Zentrum stehen nun zwei Fragen: Lässt sich die Schließung verhindern? Was tun wir, wenn sich die Schließung nicht verhindern lässt?
Die Geschichte der Warenhauskette beginnt im Jahr 1879. Über viele Jahre waren Filialen von Galeria Kaufhof in nahezu allen deutschen Großstädten eine feste Größe des Handels. In den letzten Jahren hat sich die Zahl der Warenhäuser allerdings stark verringert. Nach der Fusion mit Karstadt wurden vor zwei Jahren bereits mehr als sechzig Niederlassungen geschlossen. Während es bereits Leipzig und Dessau traf, ist im nächsten Jahr nun auch Halle betroffen. Hauptgrund für die Schließung sind der Online-Handel, die Corona-Pandemie und vor allem der Sanierungsstau in den beiden Gebäuden. Die Begründung verwundert vor allem, weil der Konzern schon im Jahr 2021 ein Darlehen in Höhe von 460 Millionen Euro erhalten hat. Auch während der Corona-Pandemie hat die Bundesregierung Galeria Kaufhof mit Hilfen in dreistelliger Millionenhöhe unter die Arme gegriffen. In Zusammenhang mit dem Erhalt der Hilfen hatte der Konzern mehrfach zugesagt, dass die Filialen in den Innenstädten erhalten bleiben sollen.
Direkt nach Verkündung der Entscheidung hat Bürgermeister Egbert Geier Kontakt mit der Konzernzentrale aufgenommen. Dabei hat er deutlich gemacht, dass das Interesse der Stadt an einem Erhalt sehr groß ist. Im Interesse der 120 Mitarbeiter:innen und der halleschen Innenstadt hat sich auch der Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby für den Erhalt eingesetzt. Ob diese Initiativen erfolgreich sein werden, ist heute nicht absehbar. Als Politik sind wir trotzdem in der Pflicht, es zumindest zu versuchen.
Trotzdem müssen wir uns parallel auch Gedanken darüber machen, wie wir mit einer Schließung umgehen wollen. Zuerst ist es wichtig, eine Lösung für die Mitarbeiter:innen zu finden. Es ist gut, dass die Stadtverwaltung deswegen direkt Kontakt zur Bundesagentur für Arbeit aufgenommen hat, um schnell alternative Jobangebote zu unterbreiten. Doch auch negative Folgen für die Stadtentwicklung müssen wir gemeinsam verhindern. Durch den Online-Handel und die Corona-Pandemie sind die Innenstädte gerade ohnehin im Wandel. Das letzte, was wir dabei nun gebrauchen können, wäre der Leerstand von zwei prominenten Gebäuden auf dem halleschen Marktplatz. Wir müssen die Gebäude, wenn die Schließung zum 31. Januar 2023 wirklich erfolgt, so schnell wie möglich wieder mit Leben füllen. Dieses Interesse eint die Stadtverwaltung und den Eigentümer der Immobilien.
Nutzungsmöglichkeiten gibt es dabei viele. Ein großer Teil der Fläche sollte weiter für den Handel reserviert werden. Zwar ist auch eine Nutzung für Wohnraum denkbar, dabei müssen wir aber beachten, wie die generelle Flächensituation in unserer Stadt ist. Auch in der Innenstadt haben wir noch Flächen für neuen Wohnraum, alternative Flächen für den innerstädtischen Handel sind aber rar. Gerade die zentrale Lage auf dem Marktplatz ist ein großes Plus, um mit attraktiven Geschäften und Angeboten wieder mehr Menschen zum Einkaufen in der Innenstadt zu bewegen. Durch die Parkhäuser im Händelhaus-Karree und am Hansering sind zudem genügend Parkmöglichkeiten in der unmittelbaren Nähe vorhanden.
Bei allen gemeinsamen Bemühungen von Stadt und Eigentümer scheint es aber illusorisch, dass die gesamte Fläche wieder mit Handel gefüllt werden kann. Ein großes Drama ist das aber nicht. Gerade im Zusammenhang mit der Suche nach Räumen für die Cyberagentur des Bundes und die Glücksspielbehörde der Länder haben wir einmal mehr gemerkt, dass es unserer Stadt an ausreichend großen Büroflächen fehlt. Die oberen Etagen der beiden Gebäude bieten hier hervorragende Möglichkeiten. Auch Flächen für Startups und Coworking-Spaces werden immer wieder gesucht – warum also nicht direkt auf dem Marktplatz?
Direkt nach Bekanntwerden der geplanten Schließung von Kaufhof hat Bürgermeister Geier dieses Thema zur Chefsache gemacht und alle Beteiligten an einen Tisch gebracht. Bis zur endgültigen Lösung wird trotzdem noch etwas Zeit vergehen. Wichtig ist aber gerade jetzt, sich trotzdem schon heute aktiv mit Ideen in die Diskussionen einzubringen, um am Ende dafür zu sorgen, dass die beiden Gebäude auf dem Marktplatz weiter ein Ort von Arbeit und Handel bleiben – und so einen Beitrag zu (Wieder-)Belebung der Innenstadt leisten. Die Stadtverwaltung hat bereits zugesagt, das Thema nun wiederkehrend in enger Abstimmung mit dem Stadtrat voranzutreiben. Gemeinsam mit meiner Fraktion werde auch ich an dem Thema dranbleiben und auf dieser Seite regelmäßig berichten.
Gemeinsam mit dem FDP-Landtagsabgeordneten Konstantin Pott mache ich seit Februar 2022 den Podcast
„Perspektive: Politik“. Die aktuelle sowie die bisherigen Folgen gibt es hier:
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