15. Juli 2021 Thema: Arbeit und Wirtschaft Von Eric Eigendorf
Der Kohleausstieg ist eine der großen Aufgaben unserer Zeit. Auch wenn es in Halle keinen Tagebau oder Kohlekraftwerk gibt, hat dieser Ausstieg Auswirkungen auf unsere Stadt. Daher hat auch unsere Stadt die Möglichkeit, über das „Investitionsgesetz Kohlregion“ wichtige Weichenstellung für neue Arbeitsplätze vorzunehmen. Nun entscheidet der Stadtrat über die Umsetzung der Projekte. Die Förderung dieser Projekte mit mindestens 90 Prozent ist ein Segen für Halle. Mit der Umsetzung werden Entwicklungen angestoßen, die wir aus eigener Kraft nie hätten anschieben können. In diesem Beitrag möchte ich die wichtigsten Projekte aus dem Kohleausstieg vorstellen.
Am östlichen Stadtrand liegt der Star Park. Mit mehr als zweihundert Hektar Größe ist er die größte Gewerbefläche unserer Stadt. Durch die positive Entwicklung der Stadt sind dort in den letzten Jahren mehr als 3.000 Arbeitsplätze entstanden. Diese Zahl wird sich in den kommenden Jahren noch steigern. Der Erfolg des Star Parks ist dabei Fluch und Segen. Aktuell sind nahezu alle Flächen belegt. Daher besteht Bedarf nach einer neuen Fläche. Genau dieser Star Park II soll mit Hilfe der Mittel aus dem Kohleausstieg erschlossen werden. Wie schon beim ersten Star Park will die Stadt dabei mit dem Saalekreis kooperieren. Im Grenzbereich zwischen Halle und Kabelsketal sollen ab 2027 auf zweihundert Hektar bis zu 3.000 Arbeitsplätze entstehen. Etwa 125 Millionen Euro wird der neue Star Park kosten.
In den 1990ern endete nach etwa 130 Jahren die Nutzung des Geländes des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerkes (RAW). Das 25 Hektar große Gelände liegt in direkter Nachbarschaft zum halleschen Hauptbahnhof und ist im Osten wie im Westen von Gleisen umschlossen. Auf diesem Gelände sind vor allem die unter Denkmalschutz stehenden Reparaturhallen ein prägendes Element (siehe Bild). Die Mittel aus dem Kohleausstieg wollen wir nun nutzen, um dieses Gebiet wiederzubeleben. Das RAW-Gelände soll dabei nicht nur auf eine Art genutzt werden. Vielmehr soll ein neues Stadtquartier mit einem Nebeneinander von Arbeiten, Forschen, Gründen und Wohnen entstehen. Besonders für junge, technologieorientierte Unternehmen soll durch ein Zusammenspiel von Kommunikationsinfrastruktur, der Nähe zu wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen und moderner Soft- und Hardware ein attraktiver Anlaufpunkt geschaffen werden. Der Baubeginn ist für 2025 geplant. Bis 2025 sollen dann bis zu 1.500 neue Arbeitsplätze entstehen. Für das Projekt sind Kosten in Höhe von 180 Millionen Euro veranschlagt.
Nachhaltigkeit ist ein zentrales Zukunftsthema. Bei der Frage, wie Kohle in Zukunft ersetzt werden kann, spielt sie eine große Rolle. In Halle haben wir mit der Universität und vielen weiteren Forschungseinrichtungen gute Voraussetzungen, um zu diesem Thema in Zukunft über die Landesgrenzen hinaus beachtete Ansätze zu entwickeln. Aus den Mitteln des Kohleausstiegs sollen daher ein „Center for Substainable Materials and Energy (CSME)“ und ein „Business Development Centers for Digital Lifescience and Smart Materials (BDC)“ entstehen. Das CSME soll künftig die Forschung in den Bereichen Biotechnologie mit den Forschungsfeldern Energiematerialien und pflanzenbasierte Wirkstoffforschung verbinden. In diesem neuen Zentrum wird damit künftig Nachhaltigkeit aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Im BDC werden die dort gewonnen Erkenntnisse direkt angewendet. Das Zentrum soll visionäre Gründungen mit einer hohen wissenschaftlichen Dynamik von der Idee bis zur Umsetzung begleiten. Der Weinberg-Campus ist dafür ein geeigneter Ort. Das Technologie- und Gründerzentrum zeigt, was man erreichen kann, wenn Naturwissenschaften und Wirtschaft zusammenarbeiten. Auf mehr als 20.000 Quadratmeter sollen ab 2025 Labore und Büros entstehen.
Der Stadtrat soll die Umsetzung dieser Projekte in diesem Monat beschließen. Geht alles gut, werden die neuen Arbeitsplätze in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts zur Verfügung stehen. Der Star Park II, das neue Quartier zwischen den Gleisen und die Zentren am Weinberg-Campus werden die Leuchttürme des Kohleausstiegs in Halle. Trotzdem werden noch weitere Vorhaben folgen. Auch bei diesen ist es deswegen wichtig, das Ziel des Strukturwandels – die Schaffung neuer Arbeitsplätze -nicht aus den Augen zu verlieren.
Gemeinsam mit dem FDP-Landtagsabgeordneten Konstantin Pott mache ich seit Februar 2022 den Podcast
„Perspektive: Politik“. Die aktuelle sowie die bisherigen Folgen gibt es hier:
Klicken, um den Inhalt von Podcast.de zu laden.
Inhalt Laden