20. Juli 2022 Thema: Umwelt und Verkehr Von Eric Eigendorf
Seit dem 01. Juni 2022 gibt es das 9-Euro-Ticket. Noch bis Ende August gibt es die Möglichkeit, für 9 Euro im Monat mit Bus und Bahn durch die Stadt zu fahren. Im letzten Stadtrat wollte die SPD-Fraktion in einer Anfrage wissen, wie das Ticket in Halle bisher angenommen wird. Dabei wird deutlich, dass das Ticket ein großer Erfolg ist. Um den Erfolg nicht verpuffen zu lassen, braucht es dringend ein Nachfolgeticket.
Bereits in den ersten beiden Wochen seit der Einführung des 9-Euro-Tickets in Halle sind etwa 25 Prozent mehr Menschen in Halle mit Bus und Bahn gefahren. In Folge der Corona-Pandemie sind die Fahrgastzahlen stark zurückgegangen. Durch das 9-Euro-Ticket wurde bereits in den ersten zwei Juni-Wochen das Niveau der Zeit vor Corona erreicht. Diese Entwicklung hat sich seitdem noch verstärkt. Heute liegt die Zahl der Nutzer:innen des 9-Euro-Tickets sogar bis zu zehn Prozent über den Zahlen des Jahres 2019. Laut einer Pressemitteilung der HAVAG wurden bis Mitte Juli rund 122.000 9-Euro-Tickets durch die HAVAG verkauft.
Auf dem Erfolg des 9-Euro-Tickets dürfen wir uns aber nicht ausruhen. Mit nur drei Monaten Mobilität für kleines Geld ist die Mobilitätswende noch nicht geschafft. Das 9-Euro-Ticket hat dafür gesorgt, dass viele Menschen mit Bus und Bahn gefahren sind, die vorher eher das eigene Auto genutzt haben. Diese Menschen müssen nun aber auch langfristig für den öffentlichen Nahverkehr gewonnen werden. Sie hatten die Möglichkeit, in den drei Monaten mit dem 9-Euro-Ticket zu erleben, wie sich die Mobilitätswende anfühlen kann. Auf diese Erlebnisse müssen die Verkehrsunternehmen und die Politik gemeinsam aufbauen. Die erst vor wenigen Tagen durch den Mitteldeutschen Verkehrsverbund angekündigte Preisanhebung leistet für dieses Anliegen einen Bärendienst. Der Verkehrsverbund, der auch für die Stadt Halle die Preise festlegt, wird zum Beispiel die Preise für Einzeltickets um 0,10 € und für Monatskarten um 2,20 € anheben.
Ganz freiwillig passieren die Preisanhebungen des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes freilich auch nicht. Die Kosten des öffentliche Nahverkehrs sind hoch. Bahnen fahren mit Strom, Busse in großen Teilen noch mit Benzin oder Diesel und auch die Personalkosten steigen jährlich. Das Auslaufen des 9-Euro-Tickets ist ein guter Zeitpunkt, um dieses Problem anzugehen. Wenn sich der Bund und die Länder einigen, kann ein Nachfolger des 9-Euro-Tickets zeitgleich die Finanzierungsfrage des öffentlichen Nahverkehrs beantworten.
Mit dem 365-Euro-Jahresticket und dem 69-Euro-Monatsticket liegen momentan zwei Vorschläge zu der Nachfolgefrage auf dem Tisch, wie es nach dem 9-Euro-Ticket weitergehen kann. Beide Tickets sind zwar im Vergleich zum 9-Euro-Ticket teurer, wären aber gleichzeitig auch für unsere Stadt ein Vorteil, weil die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs dann nicht mehr nur auf die Stadt oder das Tarifgebiet des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes beschränkt wäre. Egal, welches Modell am Ende den Vorzug erhält – wichtig ist, dass es möglichst am 01. September angeboten wird, damit wir Menschen, die wir für den Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr gewonnen haben, nicht direkt wieder verlieren.
Gemeinsam mit dem FDP-Landtagsabgeordneten Konstantin Pott mache ich seit Februar 2022 den Podcast
„Perspektive: Politik“. Die aktuelle sowie die bisherigen Folgen gibt es hier:
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