03. Februar 2021 Thema: Kultur und Sport Von Eric Eigendorf
Der Kulturausschuss hat am Mittwoch darüber entschieden, wie unser neues Planetarium im Gasometer am Holzplatz heißen soll. Zur Abstimmung stand ein Antrag von SPD, Linken und Mitbürgern. Dieser Antrag forderte, dass das neue Planetarium wie sein Vorgängerbau auf der Peißnitz nach Sigmund Jähn benannt werden soll. Der Kulturausschuss lehnte diesen Antrag leider ab. Das ist aus mehreren Gründen ärgerlich und unverständlich.
Noch im vergangenen Jahr schien der Vorschlag „Planetarium Halle (Saale) – Sigmund Jähn“ mehrheitsfähig. Kurz nach dem Tod von Sigmund Jähn waren sich neben den noch verbliebenen Antragsstellern auch CDU, FDP und Bündnis 90/ Die Grünen einig. Eine deutliche Mehrheit wäre somit sicher gewesen. In den vergangenen Wochen nahmen aber mehrere Fraktionen teils öffentlich, teils still und heimlich Abstand von der Idee.
Hauptargument der Gegner des „Sigmund Jähn-Planetariums“ ist die Rolle Jähns in der DDR, obwohl er nachweislich nie einem anderen Menschen geschadet hat. Seine Leistung als Astronaut und erster Deutscher im All wird dabei zum Teil komplett ausgeblendet. Verwunderlich ist, dass gerade die CDU seine Rolle skandalisiert, beim alten Planetarium aber seit 1990 nie Einwände gegen die Namensgebung hatte. Natürlich hatte Jähn als Astronaut im DDR-System eine besondere Rolle. Kann man diesem Umstand aber nur Rechnung tragen, indem man die Namensgebung komplett ablehnt? In unserem gemeinsamen Antrag fordern wir, dass im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Planetariums eine Analyse und kritische Aufarbeitung der Biographie von Jähn erfolgen soll.
Zudem richtet sich die Mehrheit des Kulturausschusses damit aber auch gegen den breiten Wunsch, der aus der Bevölkerung an Stadtrat, Verwaltung und die Mitteldeutsche Zeitung über Monate herangetragen wurde. Eine übergroße Mehrheit der Rückmeldungen sprach sich dabei dafür aus, dass das hallesche Planetarium wie in den letzten vierzig Jahren auch nach Sigmund Jähn benannt wird. Viele Hallenserinnen und Hallenser teilen die Wertschätzung für Sigmund Jähn damit mit dem derzeit bekanntesten deutschen Astronauten Alexander Gerst, der mit Jähn freundschaftlich verbunden war und diesen immer als Vorbild bezeichnete.
Das Signal, dass Persönlichkeiten mit einer ostdeutschen Biographie nicht geeignet sind, um Gebäude nach ihnen zu nennen, wäre ein schlechtes Zeichen. Das letzte Wort hat der Stadtrat am Ende des Monats. Es bleibt zu hoffen, dass die Gegner einer Benennung nach Sigmund Jähn ihre Haltung noch einmal überdenken. Die Eignung Jähns liegt auf der Hand und ihr Alternativvorschlag „Planetarium Halle (Saale)“ ist ebenso langweilig wie beliebig. Halles Planetarium hat etwas Besseres verdient.
Gemeinsam mit dem FDP-Landtagsabgeordneten Konstantin Pott mache ich seit Februar 2022 den Podcast
„Perspektive: Politik“. Die aktuelle sowie die bisherigen Folgen gibt es hier:
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