16. November 2016 Thema: Kultur und Sport Von Eric Eigendorf
Nach dem Hochwasser 2013 stand der hallesche Eissport auf der Kippe. Der Stadtrat hat sich zum Eissport bekannt. Nach einem Zwischenstopp im Eiszelt an der Messe hat der Eissport seine neue Heimat nun wieder in Halle-Neustadt gefunden. Geplant ist die derzeitige Heimstätte als Provisorium, das Schritt für Schritt ausgebaut werden soll. In den letzten Wochen habe ich den Eindruck gewonnen, dass dieser geplante Ausbau des Eisdoms längst nicht mehr so klar ist, wie ich gedacht habe.
Wo klemmt´s?
Startschuss für die Fragezeichen hinter dem Ausbau war der 02. November 2016. Im Sportausschuss berichtete die Verwaltung über die voraussichtlichen Betriebskosten nach dem Ausbau des Eisdoms. Im Jahr 2016 waren noch etwa 261.000 € eingeplant. Nach Ausbau des Eisdoms sollen im Jahr 2021 fast 730.000 € ins Kontor schlagen. Diese Steigerung ist immens. Sie sollte aber auch nicht unkommentiert stehen bleiben. Die Mittel von 261.000 € sind eher eine optimistische Schätzung als ein realistischer Ansatz. Im Jahr 2016 hat das Geld nicht gereicht, vielmehr wird der Betrieb am Ende des Jahres wohl etwa 530.000 € gekostet haben. Ebenso sind die veranschlagten 730.000 € in fünf Jahren eher ein „worst case“. Die Stadt befindet sich bereits in Verhandlungen mit den Nutzern des Eisdoms. Laut der Auskunft der Verwaltung im Sportausschuss werden die Verhandlungen dazu führen, dass sich der von der Stadt zu zahlende Betrag auf etwa 500.000 € reduziert. In einem städtischen Haushalt, in dem bereits kleine fünfstellige Beträge zu erheblichen Debatten führen können, sind 500.000 € bereits eine große, fast schwindelerregende Summe. Klar, dass einige Akteure aus verschiedenen Bereichen – derzeit noch hinter vorgehaltener Hand – den Ausbau als Kostenfaktor identifizieren und ebendiesen Ausbau mit einem großen Fragezeichen versehen. Das Denkmuster ist denkbar einfach – Ausbau weg, Kosten weg.
Eissport ohne Eisdom?
Doch ganz so einfach ist es nicht. Wer glaubt, dass sich das Problem der steigenden Kosten mit dem Verzicht auf den Ausbau des Eisdoms lösen lässt, liegt falsch. Der Eisdom ist in seiner jetzigen Form ein Provisorium. Die Kabinen und Toiletten liegen außerhalb des Eisdoms, es gibt keine Belüftung der Halle, die Eisfläche liegt auf Schotter und das Gebäude ist eine energetische Katastrophe. Außerdem wird der Eisdom im jetzigen Zustand in den nächsten Jahren auch ohne Ausbau zusätzliche Kosten verursachen. Wer regelmäßig Eishockeyspiele oder das öffentliche Eislaufen besucht, der weiß, dass ab einer bestimmten Besucherzahl bei einem großen Unterschied von Innen- und Außentemperatur Nebelschwaden die Halle ausfüllen und die Sichtweite nur wenige Meter beträgt. Diese hohe Luftfeuchtigkeit hat auch auf die Bausubstanz Auswirkungen. An den Stahlträgern sind bereits erste dunkle Rostflecken erkennbar. Dieser Zustand wird sich in den nächsten Jahren nicht von selbst beheben. In wenigen Jahren würden so auch ohne den Ausbau des Eisdoms Investitionskosten entstehen. Die Höhe ist dabei offen, würde die Betriebskosten aber wohl um ein Vielfaches übersteigen. Mit einer Entscheidung gegen einen Ausbau würden die Kosten damit keinesfalls ausbleiben. Damit bliebe nur der gänzliche Verzicht auf den Betrieb des Eisdoms, um die Kosten zu vermeiden. Der Eissport in Halle wäre damit am Ende. Diese Option muss man selbstverständlich in alle Überlegungen einbeziehen. Sportfachlich ist sie aber falsch und – vor allem – würde damit das Bekenntnis zum Eissport, dass der Rat nach der Flut 2013 gegeben hat, für wertlos erklärt werden.
Eissport gibt es nicht für umsonst
Ich werde mich daher für den weiteren Ausbau des Eisdoms einsetzen. Er ist die Grundlage für ein Alleinstellungsmerkmal unserer Stadt und bei genauer Auseinandersetzung mitnichten jenes schwarze Loch für kommunales Geld, das manche Journalisten herbeischreiben. Ja, die Kosten und vor allem das Verfahren des Ausbaus muss – im Sport-, wie auch im Finanzausschuss – intensiv beraten werden. Zum Wohle der Stadt ist aus meiner Sicht aber nur die Entscheidung für den Ausbau konsequent und richtig.
Gemeinsam mit dem FDP-Landtagsabgeordneten Konstantin Pott mache ich seit Februar 2022 den Podcast
„Perspektive: Politik“. Die aktuelle sowie die bisherigen Folgen gibt es hier:
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